Gezielt verstauen …
Stauraum als wichtige Wohnfunktion muss sich wie selbstverständlich in ein Raumkonzept eingliedern.
Staufläche ist wichtig, wird aber von vielen in ihrer Bedeutung überbewertet und manchmal, so scheint es, noch vor dem eigentlichen Wohnwert oder der Raumatmosphäre angesiedelt. Sammelt man die Wünsche, Vorstellungen und Anforderungen zukünftiger Nutzer einer Wohnung, so rangiert der Aspekt des Lagerns und Aufbewahrens ganz weit vorne. Schaut man eingerichtete Wohnungen an, erhält man bisweilen den Eindruck, sich in Lager- statt in Wohnräumen zu bewegen.
Wir besitzen viele Gegenstände und tragen sie oft ein Leben lang mit uns herum. Davon gebrauchen wir einige in regelmäßigen Abständen. Andere wiederum haben wir nur, weil sie uns als Sammler- oder Erbstück ans Herz gewachsen sind und einen materiellen oder ideellen Wert darstellen. Schließlich horten wir aber auch unzählige Dinge, von denen wir nur glauben, dass wir sie benötigen, eigentlich wurden sie aber schon eine Ewigkeit nicht mehr hervorgeholt und rauben uns wertvolles Raumvolumen.
Vor der Schaffung von Stauflächen muss es also konkret darum gehen, welche Gegenstände wirklich gebraucht werden und damit Raum in Anspruch nehmen dürfen. Es muss aber auch die ehrliche Auseinandersetzung darüber stattfinden, was getrost abgeschafft werden kann. Es leuchtet ein, dass nicht benötigte Sachen Raum und Energie rauben und somit auch zur Last werden können. Es geht also um eine bewusste Entscheidung dafür oder dagegen und um eine genaue Fixierung des wirklich benötigten Platzbedarfs.
Bei der Entwicklung eines Raumkonzeptes für eine Wohnung oder ein Büro erfolgt zuerst eine Raumanalyse und damit einhergehend die Aufteilung der vorhandenen Grundfläche entsprechend den gewünschten Funktionen. Es wird eine Entwurfsgeschichte entwickelt, die der Raum transportieren soll (s. auch Aktuell-Beitrag „Eine Geschichte, die erzählt werden will …“). In dieses Konzept muss sich der Stauraum wie selbstverständlich einbinden und darf nicht als solcher erkennbar hervorstechen. Im Verlauf des Entwurfes wird deutlich, wo sich Flächen anbieten, die diese Anforderung erfüllen.
Dies können z.B. Wandnischen sein, die in eine Wandverkleidung eingebunden sind und dadurch unauffällige Aufbewahrungsflächen beherbergen. Einbauschränke schaffen ebenfalls die Möglichkeit, Gegenstände gezielt und dadurch geordnet und jederzeit griffbereit aufzubewahren. Dabei haben sie den Vorteil, dass sie durch die maßgenaue Einbindung den Raum optisch größer wirken lassen als einzelne, frei stehende Schrankmöbel. Natürlich können auch ganze Räume als Stauflächen fungieren, diese kann der Bestandsgrundriss bereits mitbringen, oder sie werden durch das geschickte Einbringen von Trennwänden oder Raumteilern erst geschaffen.
Gängiger Fehler ist es, zu viele einzelne Behältnisse aufzustellen, die sichtlich vollgepackt sind und überquellen. Das Stapeln von Kartonen auf Schränken oder in Raumecken verhindert, dass die Raumecken und -begrenzungen als solche ablesbar bleiben, dadurch wird optisch Enge erzeugt, selbst wenn die Grundfläche vielleicht gar nicht klein ist. Auch sind geschlossene Schrankmöbel offenen Regalen oder Ablageboarden vorzuziehen, wenn es darum geht, Ordnung zu halten.
Schließlich kann Verstauen und Aufbewahren auch schön und nicht unbedingt nur funktional gestaltet sein und eine eigene Aussage machen, etwa, wenn das Ziel darin besteht, eine Sammlung zu inszenieren, die einen besonderen Platz innerhalb des Raumkonzeptes erhalten wird. Auch können einzelne Behältnisse, die zum Aufbewahren gedacht sind, einen gestalteten eigenen Charakter erhalten und auf den beherbergten Gegenstand hinweisen, wie ein Schuhschrank, der bildlich aus einzelnen Schuhkartonen zusammengesetzt ist und durch seine außergewöhnliche Form zu etwas Besonderem wird (s. Aktuell-Beitrag „Gebrauchbare Skulpturen …“).
Wenn das Thema Stauraum überlegt und gezielt angegangen wird, verschwindet die (nur) scheinbar unausweichliche und oft raumgreifende Notwendigkeit, den zu verstauenden Dingen in den eigenen vier Wänden mehr Platz einzuräumen zu müssen als dem eigenen Wohlbefinden.