Themen
Kleines Lexikon der Innenarchitektur

Materialcollage

Stimmungsbilder …

Die Materialcollage ist wichtiges Hilfsmittel in jedem Bauprojekt und bezieht das Bauchgefühl als wesentlichen Entscheidungsträger mit ein.

Warum wirkt ein Raum gut oder schlecht? Warum strahlt er eine angenehm wohltuende oder eher bedrückende Atmosphäre aus? Warum wirkt er individuell und interessant oder nur beliebig und langweilig? Kurz: Warum spricht er mich an oder lässt mich unberührt?

Entscheidend für die Raumwirkung ist der Entwurf zu Beginn eines Projektes, also die Geschichte, die der Raum erzählen soll (s. auch Aktuell-Beitrag „Entwurf“). Neben der optimalen Aufteilung seiner Grundrissflächen, die alle gewünschten Raumfunktionen gewährleistet und für die Raumproportion sorgt, neben den abgestimmten Ansichtsflächen von Wänden, Einbauten und Möbeln und neben einer idealen Beleuchtung ist die Auswahl von Farben und Materialien entscheidend für den Raumeindruck.

Farben und Materialien müssen fein aufeinander abgestimmt werden, damit sie optimal zueinander passen, sich gegenseitig ergänzen und in der Wirkung steigern. Es geht darum, die angestrebte Raumwirkung durch deren gezielten Einsatz zu erreichen.

Dabei ist die Vielfalt von möglichen Materialien für den Laien oft nur schwer überschaubar: Holz, Fliesen, Glas, Kunststoff, Naturstein, Wandfarbe, Lack, Metall, Stoff, Leder … um nur einige wenige zu nennen … sind jeweils in den unterschiedlichsten Arten, Farben, Oberflächenbeschaffenheiten und Qualitäten erhältlich.

Um die in die engere Auswahl kommenden Farben und Materialien direkt aufeinander abstimmen zu können, empfiehlt es sich, Materialcollagen oder Moodboards zu erstellen. Hierzu werden Muster der konkreten Produkte zusammengetragen und zueinander angeordnet, wie sie auch im späteren Raum aufeinander treffen sollen. Dabei ist es wichtig, die flächenmäßigen Anteile in etwa so zu wählen, wie sie später auch im fertigen Zustand vorkommen werden. Die unmittelbare Wirkung dieser Collage vermittelt sehr schnell einen Eindruck von der späteren Stimmung und Atmosphäre des jeweiligen Raumes. Mit den tatsächlichen Materialien vor Augen stellt sich dabei in der Regel sehr schnell ein Bauchgefühl ein, das eine Entscheidung leichter macht als nur allein eine Zeichnung.

Für die Zusammenschau sollten auch Muster von ausgesuchten Wand- und Lackfarben erstellt werden, die in die Collage eingebunden werden. Die Anordnung der echten Produkte und Farben verhindert, dass falsche Entscheidungen „aus der Erinnerung“ getroffen werden: Im Fliesengeschäft fiel vielleicht eine braune Fliese auf, die auf den ersten Blick gut ins Gestaltungskonzept passen könnte. In der Ausstellungsfläche war diese Fliese aber in einen eigenen Kontext eingebunden, der die Wirkung beeinflusst hat. Diese Wirkung muss im geplanten neuen Kontext nicht identisch sein, sondern kann gänzlich anders ausfallen.

Um mit dem Moodboard arbeiten zu können, ist es sinnvoll, unterschiedliche Mustervarianten einzuholen, z.B. zwei oder drei Farbausführungen einer Fliese oder Nuancen einer Wandfarbe. In der Collage können dann alternative Farb- und Materialkombinationen direkt bewertet werden. Auch muss die Wirkung bei verschiedenen Lichtsituationen beurteilt werden.

In jedem Fall sollten entsprechende Produktmuster im Fachhandel angefordert werden, bevor eine Bestellung für die Ausführung erfolgt. Bei manchen Produkten kann es notwendig sein, ggf. größere Muster anzufordern, um abzuschätzen zu können, wie sich ein Muster oder eine Struktur in der Fläche darstellt oder wiederholt.

Der Innenarchitekt hält in der Regel einen großen Fundus an Materialmustern vor, um bei der Entwurfsplanung schnell kombinieren und Alternativen erstellen zu können.

Es gilt, mit den Materialien zu spielen … sie harmonisch und gleichzeitig kontrastreich einzusetzen, eindeutige Kombinationen zu wählen, um den Raum genauso eindeutig zu definieren … damit sich das gute Bauchgefühl aus der Collage als Stimmungsbild und Atmosphäre im Raum abzeichnet.